Béla von Brandenstein
Freiherr Béla von Brandenstein (* 17. März 1901 in Budapest, Österreich-Ungarn, Königreich Ungarn; † 24. August 1989 in Saarbrücken), ein deutsch-ungarischer Philosoph und Hochschullehrer, ist der Nachkomme eines in Ungarn beheimateten Zweiges der altösterreichischen Freiherren gleichen Namens, die ihren Stammsitz (mit Burg) ursprünglich in Sachsen hatten, später nach Österreich-Ungarn auswanderten und in der österreichischen Armee dienten.Vor dem Zweiten Weltkrieg bekleidete er an der Königlich-Ungarischen Pázmány-Péter-Universität in Budapest, nach dem Krieg an der Universität Saarbrücken den Lehrstuhl für Philosophie. Als er in Budapest lebte, stand er viele Jahre der Ungarischen Philosophischen Gesellschaft als Präsident vor und war zudem Vorsitzender der philosophischen Kommission an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften; nach dem Weltkrieg in Deutschland gehörte er dann als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats zu den Initiatoren und Mitbegründern des Ungarischen Instituts München und setzte sich für den Erhalt der ungarischen Kultur, und da vor allem für ungarische Intellektuelle ein, die im stalinistischen Ungarn verfemt waren.
Auf einer abenteuerlichen Flucht, die Brandenstein später selbst dokumentierte, rettete er seine Familie (Frau und fünf Kinder) vor der russischen Armee und durchquerte mit ihr in einer Pferdekutsche ganz Österreich, bis er in der Nähe von Feldkirch für alle eine vorläufige Bleibe fand. Dort harrte die Familie aus, bis der Philosoph 1948 einen Ruf nach Saarbrücken erhielt, wo er bis zu seiner Emeritierung lehrte. Von da an gab er sowohl an der Universität als auch bei sich zuhause private Vorlesungen und Seminare.
Charakteristisch für Brandensteins gesamtes Denken ist ein ''unmittelbares Seinsvertrauen'', das ihm die subjektive Gewissheit gibt, prinzipiell mit allen Seinsregionen verbunden zu sein. Erkenntnis- und wissenschaftstheoretisch entspricht dieser seelischen Grundhaltung, die er auch „Seinsverbundenheit“ nennt, seine philosophisch äußerst differenzierte Erkenntnismethodik. In ihr zeigt er, dass die Vernunft leistungsfähiger ist, als Immanuel Kant meinte, und durchaus in der Lage ist, transempirische Gegenstände in ihrem Da- und Sosein zu ermitteln, also Metaphysik als echte Wissenschaft zu betreiben. Dabei kommt vor allem die so genannte ''reduktiv-regressive Erkenntnismethode'' (s. u.) zur Anwendung, die die notwendigen Seinsvoraussetzungen von solchen ''Urtatsachen bzw. Urgegebenheiten'' wie z. B. dem Selbsterleben und der Veränderlichkeit erschließt, die ohne Selbstwiderspruch nicht geleugnet werden können.
Da diese Methodik im Kern nicht neu ist, sondern in Ansätzen nachweislich schon von Platon und Aristoteles angewandt, von v. Brandenstein und seinem Lehrer Akos von Pauler (1876–1933) allerdings explizit gemacht und präziser gefasst wird, steht sein Denken einerseits in der Tradition der abendländischen Ontologie und Metaphysik, umfasst andererseits aber auch die Errungenschaften der neuzeitlichen Wissenschaften, einschließlich der modernen Mathematik und Physik. Da v. Brandenstein sie für unverzichtbar hält, baut er sie ausgiebig in seine Philosophie ein, so z. B. in seine Anthropologien von 1947, 1948, 1979. Dabei kommt es an entscheidenden Stellen mittels der Erweiterung, Vertiefung und korrektiven Umbildung alter metaphysischer Denkfiguren (resp. ihrer Erkenntnismethoden) zu neuen und vertieft begründeten Einsichten in den Bau der gesamten Wirklichkeit. In seiner sechsbändigen „Grundlegung der Philosophie“ (1965–1970) bringt er diese schließlich zur Darstellung. Während ihre ersten Bände (Ontologie, Totik, Logik, Mathematik, Metaphysik) auf Ungarisch bereits 1926 bis 1927 erschienen, wurde im Deutschen sein Hauptwerk in überarbeiteter und vollständiger Form in den Jahren 1965 bis 1970 veröffentlicht. Veröffentlicht in Wikipedia
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