mini|Reinhard Tausch vor seinem 90. GeburtstagReinhard Tausch (* 6. November1921 in Braunschweig; † 8. August2013 in Würzburg) war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der bedeutendsten deutschen Psychologen. Als Professor für Psychologie an der Universität Hamburg erforschte und verbreitete er zusammen mit seiner Ehefrau Anne-Marie Tausch die Gesprächspsychotherapie im deutschsprachigen Raum. Gegen erhebliche Widerstände und rechtliche Bedenken installierte er in seinem Institut eine psychologische Beratungsstelle für die Allgemeinbevölkerung, in der Psychotherapie von Psychologen (statt von Ärzten) durchgeführt wurde. Psychologiestudenten konnten eine Ausbildung in Psychotherapie beginnen – damals (1967) einmalig in Deutschland. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er durch mehrere Fernsehsendungen Ende der 1970er Jahre bekannt, die Ausschnitte aus Gruppenpsychotherapien zeigten. Ein weiteres Hauptarbeitsgebiet war die Pädagogische Psychologie, ebenfalls gemeinsam mit seiner Ehepartnerin. Sie konnten zeigen, dass der Schulunterricht in den 1960er und 1970er Jahren stark von autokratischem Lehrerverhalten geprägt war. Auf der Grundlage empirischer Studien setzte er sich dafür ein, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen partnerschaftlich mit Wertschätzung und Empathie zu fördern. Ihr damals weit verbreitetes Buch „Erziehungspsychologie“ hatte großen Einfluss auf die Schulpädagogik und die Lehrerbildung. Mit ihm wurde es weit über die akademischen Kreise hinaus bekannt, weil es in sehr vielen Fachdiskussionen als Arbeitsgrundlage genutzt wurde. Für seine Verdienste wurde Tausch mit der Hugo-Münsterberg-Medaille und dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse geehrt.
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